Flüssigboden als zusätzliche Alternative
Die RAL-Gütegemeinschaft Flüssigboden e. V. und das InformationsZentrum Beton veranstalteten erfolgreich eine wegweisende Fachtagung über innovativen Flüssigboden im Tiefbau in Hamburg.
Als kompetente Mitveranstalter wirkten Experten der HafenCity Universität Hamburg, des AGFW (Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V.) und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg mit.
Die Teilnehmer besuchten die Moorburger Elbdeich-Baustelle der Firma Depenbrock bei Hamburg. Foto: RAL GG Flüssigboden
Praxisnaher Einblick vor Ort
Beeindruckende 75 Fachleute aus mehreren Bundesländern bereicherten die Veranstaltung, die sowohl praktische als auch theoretische Aspekte des Flüssigbodens umfassend beleuchtete. Den gelungenen Auftakt bildete eine praxisnahe Besichtigung der Moorburger Elbdeich-Baustelle der Firma Depenbrock bei Hamburg, wo die Teilnehmer die Herstellung und den Einbau von Flüssigboden hautnah erleben konnten. Flüssigboden nach RAL-GZ 507 ist ein zeitweise fließfähiger, selbstverdichtender Verfüllbaustoff, der ressourcenschonend aus Bodenaushub hergestellt wird. Nach der Rückverfestigung erreicht er laut Gütegemeinschaft definierte Eigenschaften, die flexibel dem Umgebungsboden angepasst werden können. Das Material bleibt dabei vorteilhaft leicht löslich und bildet keine starren Strukturen aus.
Die Einsatzmöglichkeiten zeigen sich erfreulich vielfältig: Neben dem bewährten Kanal- und Rohrleitungsbau eröffnet Flüssigboden neue Perspektiven bei Bodenstabilisierungen, im Grundwasser, zur wirkungsvollen Immobilisierung von Kontaminationen, zum zuverlässigen Gebäudeschutz vor Vibrationen, im modernen Tunnelbau sowie bei erdverlegten Elektro- und Energietrassen. Auch im zukunftsorientierten Deich-, Hafen- und Wasserbau findet das Material breite Anwendung.
Innovative Materialeigenschaften
Ein herausragender Vorteil des Flüssigbodens nach RAL-GZ 507 ist laut Gütegemeinschaft die vorbildliche Einhaltung der Abfallhierarchie gemäß dem Kreislaufwirtschaftsgesetz. Zudem erfüllt er zuverlässig die Anforderungen der seit August 2023 gültigen Mantel- und Ersatzbaustoffverordnung. Die Flüssigbodengemische sind nach AwSV (Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen) erfreulicherweise nicht wassergefährdend und können daher sicher auch in sensiblen Wasserschutzgebieten eingesetzt werden. Bei der Verwendung von Flüssigboden können laut Angaben der Gütegemeinschaft je nach Anwendung bis zu beachtliche 80 % CO2 gegenüber vergleichbaren Verfüllverfahren eingespart werden, was einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz darstelle.
Fachvorträge und Expertenaustausch
Im informativen theoretischen Teil der Veranstaltung wurden Vor- und Nachteile von ZSFV sowie aufschlussreiche Praxisbeispiele vorgestellt. Achim Bothmann von der Avacon Netz GmbH und Eike Sophie Winkler von der Flüssigboden Schleswig-Holstein GmbH teilten ihre wertvollen Erfahrungen mit den Teilnehmern. Michael Belz von der Belzbau GmbH & Co. KG aus Bonn, der bereits seit Jahren erfolgreich Flüssigboden nach RAL-Gütezeichen 507 herstellt und verbaut, bereicherte die Veranstaltung mit seiner fundierten Expertise.
Tommy Gambke von der RAL-Gütegemeinschaft Flüssigboden e. V. informierte kompetent über Gütesicherung und Qualität. Michael Ried von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg präsentierte aufschlussreiche Langzeitstudien mit Flüssigboden aus einem innovativen Fernwärme-Forschungsprojekt mit dem AGFW.
Weiterbildung und Ausblick
Die RAL Gütegemeinschaft Flüssigboden e. V. bietet eigenen Aussagen zufolge praxisorientierte ein- und zweitägige Seminare zur qualifizierten Vermittlung des Fachwissens für Herstellung und Einbau sowie zur professionellen Technologiesteuerung nach RAL GZ 507 an. Diese geschätzten Schulungen werden erfolgreich in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt und führen zu anerkannten Zertifikaten. Die nächste Fachtagung an der HCU Hamburg soll vielversprechend 2027 stattfinden.
Quelle:
https://allgemeinebauzeitung.de/abz/im-tiefbau-fluessigboden-als-zusaetzliche-alternative-60992
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