Interview im “Handelsblatt”:
ZDH-Präsident Jörg Dittrich mit klaren Wünschen an die Bundesregierung
Dittrich fordert die neue Regierung unter Kanzler Friedrich Merz auf, zügig zu handeln und parteipolitische Debatten zu vermeiden. Statt Streit solle sie sich auf die Umsetzung unstrittiger Punkte aus dem Koalitionsvertrag konzentrieren.
Zustand der Wirtschaft:
Er zeigt sich vorsichtig optimistisch, sieht erste Anzeichen der Hoffnung, aber noch keine tatsächliche Trendwende. Viele Handwerksbetriebe geben auf – nicht wegen Insolvenzen, sondern aus Erschöpfung und mangelnder Perspektive.
Koalitionsvertrag und Handwerk – Positiv bewertet Dittrich:
- Superabschreibungen als Investitionsanreiz
- Aufhebung des Sonntagbackverbots
- Abschaffung der Bonpflicht
- Bürokratieabbau
- Strompreissenkung
- Arbeitszeitflexibilisierung
- Stärkung der beruflichen Bildung
- Kritik an parteipolitischem Taktieren: Beispielhaft kritisiert Dittrich Arbeitsministerin Bärbel Bas, die ihrer staatspolitischen Verantwortung gerecht werden müsse statt sich parteipolitisch zu profilieren.
Arbeitszeit und Tarifpolitik:
Dittrich befürwortet flexiblere Arbeitszeiten (z. B. Wochenarbeitszeit statt Tagesgrenzen), sieht aber die Gefahr von Wohlstandsverlusten, wenn zu viele Beschäftigte sich für mehr Freizeit entscheiden.
Fachkräftemangel und Sozialsysteme:
Trotz Rezession besteht weiterhin ein hoher Fachkräftebedarf. Gleichzeitig steigen die Sozialabgaben deutlich über die angestrebte 40-Prozent-Grenze, was private Konsumausgaben und Investitionen hemmt – besonders im Handwerk.
Belastung des Handwerks:
Handwerksbetriebe leiden besonders unter der lohnbasierten Finanzierung der Sozialsysteme. Dittrich warnt vor einem Szenario, in dem grundlegende Dienstleistungen unbezahlbar werden.
Generationengerechtigkeit:
Er fordert eine Reform der Rente und kritisiert, dass die steigende Lebenserwartung bislang nur in längere Rentenphasen umgesetzt wird – zulasten der jüngeren Generationen.
Mindestlohn:
Dittrich vertraut der Mindestlohnkommission und warnt davor, deren Entscheidungen politisch zu untergraben – das gefährde die bewährte Sozialpartnerschaft.
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